Der Dienst in der Notfallseelsorge

Danke!

Herzlicher Dank für seine Textbeiträge - besonders aber für die ganz persönlichen Worte im letzten Abschnitt - gilt Pastor Horst Reinecke, der die Notfallseelsorge im ehemaligen Altkreis Osterode am Harz ins Leben gerufen und aufgebaut hat. Ohne ihn gäbe es die Notfallseelsorge nicht in der Form, wie sie heute arbeitet.

So arbeiten die Notfallseelsorger*innen

Der Dienst in der Notfallseelsorge gestaltete sich in den zurückliegenden 20 Jahren sehr vielfältig. Über 700 Einsätze sind es gewesen und sie reichen vom Kindstod über schwere Unfälle, plötzliche Todesfälle, Überbringung von Todesnachrichten bis hin zu Einsätzen im Zusammenhang mit Suizid. Jeder einzelne dieser Einsätze stellte eine Ausnahmesituation dar und manche von ihnen beschäftigten uns noch Monate später.
 
Natürlich hatten auch weiterhin Aus-, Fort- und Weiterbildungen ihren festen Platz, zur Kompetenz und Qualitätssicherung, so dass heute alleine 3 Mitglieder des Teams den Lehrgang eines "leitenden Notfallseelsorgers" absolviert haben. 
 
Aber auch konzeptionell haben wir uns mit verschiedenen Themenbereichen auseinandergesetzt, wie Amok, Suizid oder Ritual. Und so liegt heute z.B. ein Einsatzkonzept der Notfallseelsorge vor, welches sich in das Einsatzkonzept des Landkreises Göttingen für den „Massenanfall von Verletzten“, kurz ManV genannt, eingliedert oder ebenso eines, dass die Möglichkeiten der Handlungsweisen von Notfallseelsorge in Bezug auf Amok betrachtet. 
 
Neben unseren Einsätzen in Notsituationen gab es jedoch auch vielfältige Begegnungen mit den Feuerwehren, der Polizei und anderen Hilfs- und Rettungsorganisationen -  sei es zu Dienstabenden, Gesprächsrunden, Jahreshauptversammlungen, durchgeführten Fortbildungen, Informationsabenden, Indienstnahme von Fahrzeugen, Präventionsveranstaltungen, Jubiläen und noch so manch anderem mehr. Freundschaftliche Beziehungen und Verbindungen konnten hier geknüpft und auch gepflegt werden – sogar über die Kirchenkreisgrenzen hinaus, wie z.B. nach Wacken. 

Das Herz der Notfallseelsorge: das Team der Notfallseelsorger*innen

Momentan besteht unser Team aus 16 aktiven Notfallseelsorger*innen, die den 24-stündigen Dienst 365 Tage im Jahr verantworten, mit den persönlich möglichen Kapazitäten, die jeder Einzelne einbringen kann und möchte.
 
So sind wir natürlich auch immer bestrebt, unseren Personenkreis zu erweitern und neue geeignete Mitglieder für diesen Dienst zu gewinnen, um ihn auch weiterhin in unserem Landkreis und Kirchenkreis aufrecht zu erhalten. 
 
Besonders erfreulich ist, und das möchte ich darum hier auch nicht unerwähnt lassen, dass uns auch unsere muslimischen Geschwister im Dienst der Notfallseelsorge zur Seite stehen. Auch hier gibt es zwei ausgebildete Notfallbegleiter, die in Notsituationen mit Angehörigen muslimischen Hintergrunds alarmiert werden können und diesen Dienst dann ausüben. 

Auch ein Notfallseelsorger braucht Seelsorge

Manchmal werde ich gefragt: Braucht ein Notfallseelsorger eigentlich auch Seelsorge?

Natürlich gehen schlimme Ereignisse auch an einem Notfallseelsorger nicht spurlos vorbei.
Denn zu seinem Dienst gehört ja gerade auch, dass er sich des Leids, der in Not geraten Menschen annimmt und ihren Weg der Ohnmacht, der Trauer, der Verzweiflung begleitet. 

In unseren Kreis der Notfallseelsorger*innen besprechen wir darum auch alle unsere Einsätze in Fürsorge und Stärkung. Auch Supervision findet mit Blick auf die eigene Seele nach Bedarf statt.
 
Die entscheidende Kraft aber für diesen Dienst erwächst - so kann ich es persönlich nur sagen - aus unserem Glauben, da dieser selbst da noch Hoffnung zu geben vermag, wo es eigentlich nur noch Hoffnungslosigkeit zu geben scheint. Und er tut dies, indem er mich wissen lässt, es gibt immer noch mehr als das, was die gegenwärtige Situation sehen lässt. Es gibt immer noch mehr, weil Gott auch über die weltlichen Grenzen und Möglichkeiten hinaus den Menschen bewahrt und geborgen sein lässt. So ist mir dann auch in so mancher der zurückliegenden Notsituationen Kraft aus dem Glauben zugeflossen, die es mir erst ermöglichte, mit dem Geschehenen umzugehen. Notfallseelsorge braucht die bewahrende und stärkende Hand Gottes - seinen Segen für unseren Dienst.